Es beginnt bereits in der Kindheit. Unsere Gene bestimmen zu gut 50% unsere Lebensmotive sowie unsere Persönlichkeit. Und unsere Kindheit begleitet uns ein Leben lang. Die Transaktionsanalyse nach E. Berne nutzt diese "Ur-Rollen", um die Entstehung und Entwicklung von Konflikten zu verdeutlichen. Wir sind also ein Leben lang mindestens zur Hälfte unsere Vorfahren und auch als Erwachsene deutlich mehr "Kind" als wir uns mitunter eingestehen wollen.Andererseits: Unsere Kreativität und spielerische Neugier entspringen oft dem Kind-Ich in uns. Es wird damit zu einer wichtigen Ressource.
Auch Resilienz wird zum Teil vererbt und zum anderen Teil schon früh im Leben trainiert. Oder auch nicht. In jedem Fall aber lässt sich die persönliche Resilienz zu einem erheblichen Teil verbessern.
Im Allgemeinen werden sieben Resilienzfaktoren genannt, wenn es um die Frage geht, wie sich Resilienz zusammensetzt: Optimismus, Akzeptanz, Lösungsorientierung, Verlassen der Opferrolle, Übernahme von Verantwortung, Netzwerkorientierung und Zukunftsplanung. Diese Resilienzfaktoren sind nicht unumstritten, es gibt auch anderweitig formulierte Resilienzfaktoren.
Die persönliche Erfahrung hat außerdem gezeigt, dass eine Orientierung an akademisch sicher hilfreichen "Faktoren" in der Praxis eher schwerfällt. Die oft zitierten (und vielerorts auch trainierten) Faktoren sind ein wegweisender Ausgangspunkt. Doch sie greifen zu kurz, wenn es an den "echten" Praxistransfer geht.
KREAKTIV bedeutet auch durchweg Selbsterfahrung und Praxistauglichkeit. Hilfreicher sind deshalb nicht "Faktoren", sondern "Wege". Auch diese sind auf den allerersten Blick nicht selbsterklärend. Doch bei näherer Betrachtung und Umsetzung im Coaching oder Teamcoaching geben sie starke Impulse in konkreten Krisen- und Changesituationen. Diese sieben Wege der kreaktiven Resilienz sind das Ergebnis aus Theorie und gelebter Praxis. Sie haben sich bewährt und bilden die Basis für ein effektives Coaching für Führungskräfte, Teams und Einzelpersonen. Mehr dazu in Kürze auch auf www.resilienz.blog.
Proaktivität bedeutet kurz "Raus aus der Opferrolle und "Rein in die Rolle eines Kreakteurs (m/w)"! Indem ich (wieder) ins Handeln komme, erlebe ich meine Selbstwirksamkeit. Dabei geht es nicht um große Projekte, sondern gerade in Krisen um die kleinen Erfolge im Alltag.Es geht darum, zu gestalten und nicht nur zu reagieren.
Diese Selbstwirksamkeit erleben wir nicht nur nach großen Erfolgen, sondern letztendlich wirkungsvoller, wenn wir kurze und schnelle Feedbackschleifen haben: Ein aufgeräumter Schreibtisch, das selbstgekochte Essen nach eignem Familienrezept - aber auch ein gelungener Tagebucheintrag oder die Häkchen auf der täglichen Checkliste. Proaktivität bedeutet auch zielorientiertes Handeln mit kurzfristigen Feedbacks.
Lebensmotive sind individuell strukturiert und treiben uns ein Leben lang an. Das ist wissenschaftlich nachgewiesen und lässt sich anhand eines umfangreichen Fragebogens erfassen. Auch für die persönliche Resilienz leistet die Kenntnis dieser Lebensmotive einen wertvollen Beitrag. Wir können unser Leben danach leben und das Glück darin finden.
Kennen wir, was uns im Leben bewegt, also unsere Lebensmotive, dann können wir auch unser Leben danach ausrichten. In Krisen braucht es nicht selten eine Neuausrichtung oder gar Exploration neuer Ressourcen, um das Glück (wieder) zu finden, doch das kann fast immer gelingen. Ein Querschnittsgelähmter kann sein Lebensmotiv "körperliche Aktivität" oft noch ausleben, wenn er Rollstuhlrugby spielt. Eine Ressource unter vielen und nur ein Besipiel.
Selbstbestimmung bedeutet nicht Egoismus. Vielmehr ist es das Ablegen der Opferrolle, das bewusste Leben und Erleben von Werten sowie das Übernehmen von Verantwortung entsprechend dieser Werte. Selbstbestimmung bedeutet auch das Treffen von Entscheidungen. Man kann auch sagen, dass das selbstbestimmte ICH im JETZT das Resultat einer Kette von Entscheidungen ist. Diese Gestaltung von Gegenwart und Zukunft liegen in der Macht und Verantwortung der selbstbestimmten Persönlichkeit.
Ebenso das Lernen aus einer Vergangenheit, die wir eh nicht mehr ändern können. Gerade in Krisen wird diese wichtige Selbstbestimmung zu oft und zu bequem durch eine Opferhaltung ersetzt. Das bessere Prinzip lautet hier: "Love it - leave it - change it."
Persönliche Krisen beeinflussen die eigene Existenz. Gerade in diesen Situationen sollte das existenzialistisches Prinzip zum Tragen kommen. Der Mensch ist für das, was er ist und werden kann verantwortlich - und auch für seine Mitmenschen (vgl. Sartre).
"Ich bin" ist nach dem Existenzialismus der Ursprung von allem. "Ich
kann" bezieht sich auf die gestaltenden Möglichkeiten jedes Menschen. "Ich werde" verlässt das Nachdenken und Grübeln
und richtet sich auf die Chancen der Gegenwart und die Möglichkeiten der Zukunft aus. Das Erleben der eigenen Existenz mit ihren unglaublichen Möglichkeiten in jeder Situation gerät in
Krisen schnell in Gefahr. Wir denken mitunter, wir hätten keine Wahl. Doch die immer (!) vorhandene Fülle an Optionen bestimmen unsere Existenz. Und so verwundert es kaum, wenn Menschen in
Krisen neue Wege entdecken, die sie zuvor nie gegangen wären: Ein Umzug in eine neue Stadt, eine Umschulung, neue Freizeitinteressen, kreative Verwirklichung - also eine
existenzielle Neubestimmung. "Ich bin. Ich kann. Ich werde." Mit richtigen Fragen an uns wächst die Existenz
ein Leben lang.
Wir sind soziale Wesen. Aus dem Sozialen schöpfen wir Kraft, Ideen, finden Unterstützung und geben das alles auch gerne zurück. Krisen können dieses soziale Erleben beeinträchtigen. Vereinsamung im Alter ist das Resultat von vielen Entscheidungen, bei denen sich ein Mensch dem Sozialen entzogen hat. Die Fähigkeit, Hilfe anzunehmen fällt oft denen schwer, die gerne anderen helfen. Auch sie muss erlernt werden. Denn gleichwohl ist das Helfen eine hervorragende Möglichkeit, den eigenen Problemen zu entfliehen. - Mancher Altruist mag sich da ertappt fühlen.
Veränderung bedeutet in den meisten Fällen auch eine soziale Veränderung. Arbeitskollegen gehen oder kommen neu. Geliebte Menschen gehen für immer. Gefühlt verlieren wir Menschen in Krisen oder Changeprozessen. Doch genau das soll auch ein Neuanfang sein. - Wenn wir uns (und andere) sozial verstärken und aus der Vergangenheit Kraft schöpfen. Resilienz hat einen starken sozialen Bezug. Die ungenutzten Gestaltungschancen sind riesig. Schade eigentlich, oder nicht? Bestimmte Interventionen helfen hier weiter.
Chancen kommen nicht morgen oder irgendwo. Chancen sind Gegenwartsmöglichkeiten. Sie "kommen" nicht, sondern wir "finden" sie. Hier, heute, jetzt können wir beginnen, an ihnen zu arbeiten und sie zu nutzen. Uns bereitet jedoch meist Probleme, sie zu sehen. Krise bedeutet im Chinesischen eben NICHT zugleich Chance, auch wenn das oft behauptet wird. Aber sie kann darin entdeckt werden. "Krisis" bedeutet im Griechischen "Wendepunkt", das beschreibt besser die Ambivalenz von Krisen. Somit ist es eine Frage der Betrachtung, ob wir in der Krise die Chance und den Wendepunkt suchen.
"Chancenframing" bedeutet eine Umdeutung der aktuellen Umstände, um die Chancen darin zu entdecken. Eine Kündigung kann der Beginn einer Neuorientierung bedeuten, ein Misserfolg am Markt wurde für Unternehmen nicht selten der Anfang einer Erfolgsstory. Die Macher der Welt können das bestätigen. Die Frage ist nur, mit welcher Brille wir die Umstände betrachten. Die Chancenbrille sollte gerade in Krisen aufgesetzt werden. Und dafür gibt es Tools.
Ähnlich wie Chancen erkennen wir in Krisen nicht immer die Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen. Es sind grundsätzlich mehr als einem bewusst sind. Biografische Ressourcen finden sich in der persönlichen Vergangenheit, wenn bereits andere Situationen bewältigt wurden oder Erfolge sich einstellten. Zeitliche Ressourcen finden sich durch Zeitanalysen und Prioritätenzuordnungen. Mit Informationsressourcen erweitern sich unsere Kenntnisse und Gedankenräume. Räumliche Ressourcen lassen uns neues Terrain gewinnen. Funktionale Ressourcen untersuchen Effekte und Effektivität. Materielle Ressourcen beziehen sich auf weitaus mehr als Geld, sondern auch auf Werkzeuge, abgelegte Gegenstände, Programme - und nicht nur unsere eigenen. Energetische Ressourcen entfesseln neue Kräfte und personelle Ressourcen lassen Probleme delegieren oder Freunde helfen.
Alles nur einige Aspekte der Ressourcenarbeit. Erst die konsequente Ressourcenorientierung macht uns effektiver. Beruflich wie privat.
"Der Mann, der den Berg abtrug,
war derselbe, der anfing,
kleine Steine wegzutragen"
Chinesisches Sprichwort