Reptilienhirn im Griff?

Deeskalation beginnt immer im Kopf

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Warum das Reptilienhirn uns einfältig macht

Unser Kopf ist der Ort der Eskalation - und der Deeskalation.Um die Zusammenhänge besser zu verstehen, wird hier ein stark vereinfachtes Modell zu Rate gezogen. Es unterscheidet zwischen  dem Großhirn, (hat sich in der Evolution zuletzt entwickelt), dem limbischen System (war von Anfang an dabei) und dem Reptilienhirn (unser ätester Hirnbereich).

 

Das Reptilienhirn beeinflusst auch (oder insbesondere) im Internetzeitalter unser Verhalten. Vereinfacht gesagt übernimmt es die Kontrolle und arbeitet mit den biologischen Ur-Programmen Angriff, Flucht oder Totstellen

 

Es ist der älteste Teil unseres Gehirns und funktioniert sogar, wenn wir schon im Koma liegen. Allerdings ist es im Vergleich zu unserem Großhirn - dem Ort unserer Intelligenz - ziemlich einfältig. So lässt sich erklären, warum Menschen sich geradezu dumm verhalten, wenn sie wütend sind (oder auch große Angst haben). Sie reagieren mit einfachen Programmen, denken nicht mehr differenziert. Kurzum: Biologische Programme übernehmen das Verhalten. Fürs Nachdenken ist es zu spät.

Großhirn, limbisches System und Reptilienhirn
Großhirn, limbisches System und Reptilienhirn

Das Feuerwerk der Emotionen hat Ur-Gründe

"Wut" ist ein neuronales Feuerwerk der Emotionen. Dieses Feuerwerk entsteht in unserem limbischen System. Das Prinzip: Wir können nicht denken, ohne dass Emotionen daran beteiligt sind. Und das aus Ur-Gründen: Gehen wir zurück auf den Anfang allen Lebens auf der Erde, so mussten bereits die ersten und einfachsten Organismen ihre Umwelt bewerten:

 

  • Nahrung oder keine Nahrung?
  • Gefahr oder keine Gefahr?
  • Mögliche Paarung oder (noch) nicht?

 

Ohne Bewertung keine Orientierung in der Umwelt, die überall Gefahren birgt. Der Anfang all unserer Psyche begann mit solchen ganz einfachen Unterscheidungen.

Unsere Mimik ist ganz schön negativ

Übrigens  erklärt dieser evolultionstheoretische Ansatz auch, warum wir unter den sieben Basisemotionen  nach Ekman (1973) mit unserer Mimik vor allem Negatives ausdrücken. Negativ sind wir im Ausdruck von Wut, Ekel, Verachtung, Trauer, Angst. Dazu haben wir jeweils eine eindeutige Mimik.

 

Hinzu kommt ein Ausdruck der Überraschung (WOW!) und als einziger positiver Mimik-Ausdruck die Freude. - Kommunikation findet also schon seit der Urzeit vor allem über negative Ereignisse statt.

 

Wir teilen anderen mit, was uns stört oder wo wir eine Gefahr sehen. Und es soll Landstriche in Deutschland geben, in denen der Ausdruck von Freude ein sehr seltenes Ereignis ist. Vielleicht sind das Gegenden, die früher besonders gefährlich waren? Das wäre eine interessante Forschungsfrage.

Was bedeutet das für die Deeskalation?

Wir brauchen einen kühlen Kopf, um handeln zu können. Die Energie muss im Großhirn Verwendung finden, denn nur das Großhirn ist im Leben unser kluger Ratgeber. Lassen wir unseren Emotionen hingegen freien Lauf, dann handeln wir in einfachen Programmen und oftmals dumm. Wir machen Dinge, die wir im Nachhinein bereuen.

 

Umgekehrt können Menschen, die in eskalierenden Situationen einen kühlen Kopf bewahren, den Überblick behalten. Und mitunter das Verhalten von Menschen voraussagen, die wütend handeln.

 

Der sprichwörtlich "Klügere" gibt also vor allem deshalb nach, weil er dadurch mehr Handlungsoptionen hat als der Hitzkopf. Mehr Auswahl für das eigene Verhalten!

 

Das Reptil in uns schläft meistens. Trotzdem gut, dass wir es haben, denn es steuert  schon immer unsere vitalen Grundprogramme wie Atmung, Puls und Blutdruck. Wir sollten ihm aber nicht die Oberhand lassen, sodass es unser Großhirn entert. Denn dann läuft in uns ein Programm. Oder ein "Film". Ein Thriller.

 

Beherrsche Dein Reptil! Sonst beherrscht es Dich.